Abseits abschaffen für menschenwürdiges Wohnen
Über eine halbe Millionen Menschen in Deutschland sind wohnungslos. Davon leben etwa 50.000 Menschen ohne Unterkunft auf der Straße. Zur Fußball-EM 2024 schaffen wir mit dem Hamburger Straßenmagazin Hinz&Kunzt Sichtbarkeit für die Menschen, die für ein „aufgeräumtes“ Stadtbild zunehmend verdrängt werden.
Der öffentliche Raum steht allen Menschen zur Verfügung. Das gilt auch und erst recht, wenn sie nicht die Möglichkeit haben, sich in einen privaten Raum zurückzuziehen. Platzverweise dürfen nur zur Abwehr einer Gefahr ausgesprochen werden. Eine Gefahr besteht aber in aller Regel nicht – die Polizei setzt die Maßnahmen immer häufiger repressiv ein und wendet sie dabei meist rechtswidrig an. Obdachlose Menschen werden dadurch gezielt kriminalisiert und stigmatisiert.
#AbseitsAbschaffen: Wo ist mein Platz?
„Die Polizei hat mich schon oft von öffentlichen Plätzen vertrieben. Damit muss endlich Schluss sein“, betont Anni, die seit knapp 30 Jahren in Hamburg auf der Straße lebt.
Wenn medienwirksame Großereignisse wie internationale Fußballmeisterschaften stattfinden, werden obdachlose Menschen für ein „aufgeräumtes“ Stadtbild zunehmend aus Bahnhöfen und Innenstädten verdrängt. Zur Fußball-EM 2024 wollen wir gemeinsam mit dem Hamburger Straßenmagazin Hinz&Kunzt auf die Verdrängung aufmerksam machen, Sichtbarkeit schaffen und durch strategische Klagen gegen die rechtswidrige polizeiliche Praxis vorgehen. Wir stellen mit den Betroffenen die Frage: Wo ist mein Platz? Eine Frage, die bei steigenden Mietpreisen, Wohnraumverknappung und zunehmender Wohnungslosigkeit strukturelle Veränderungen als Antwort braucht.
Wohnungslosigkeit verletzt die Menschenwürde
Geschütztes Wohnen ist die Grundvoraussetzung für eine selbstbestimmte Lebensgestaltung. Das Leben auf der Straße oder in prekären Unterkünften bedeutet häufig Erschöpfung, gesundheitliche Gefährdung, Ausgrenzung und Gewalt.
Um diese negativen Folgen zu verhindern und damit Menschen ihre Grundrechte ausüben können, muss die Bundesregierung endlich aktiv werden. Die Zahlen sprechen für sich. Mittlerweile geht die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W) von bundesweit über einer halben Million wohnungsloser Menschen aus.
Im April 2024 beschloss das Bundeskabinett den ersten Nationalen Aktionsplan gegen Wohnungslosigkeit. Nach über zwei Jahren ist das ein erster Schritt, das Koalitionsversprechen einzulösen und die EU-Vorgabe zur Abschaffung von Wohnungslosigkeit zu erfüllen. Allerdings fehlen weiterhin konkrete Lösungsansätze und finanzielle Mittel, um die Wohnungslosigkeit bis zum gesetzten Ziel im Jahr 2030 beenden.